Page 98 - Entlebucher Brattig 2021
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Die Autoren des «Hasler Narre-
büechli» gingen in der Fasnachts-
zeitung von 2008 eingehend auf
die Administrativuntersuchung
über die damalige Geschäftsfüh-
rung der Gemeinde Hasle ein und
druckten als Beilage einen soge-
nannten «Schlussbericht des Kan-
tons Luzern», auf dem sechs leere
Seiten auf den verspäteten richti-
gen Schlussbericht des Kantons
vertrösteten. Die Unterschrift von
der damaligen Regierungsrätin
Yvonne Schärli-Gerig auf der Front-
seite ist gefälscht. Diese Beilage ist
ein sehr kreatives Beispiel, welches
in überspitzter Weise symbolisiert,
dass Fasnachtszeitungen auf heikle
oder unausgesprochene Themen
abzielen und somit nicht unbedingt
der Sparte «Fake-News» zugeordnet
werden können.
Preis für die Hasler Fasnachtszeitung «Narrebüechli» Gemeinschaftswerk von Doppleschwand und Romoos
Etwa zehn Jahre später, Mitte der 70er-Jahre, gründeten Meist geht einer Fasnachtszeitung zuerst die Gründung
ein paar fasnachtsverrückte Hasler im Umkreis der einer Zunft oder einer Guuggenmusik voraus. So auch
Guuggenmusik Biberegagser die Fasnachtszeitung bei der schon 1907 gegründeten Doppleschwander
«Narrebüechli», wofür ebenfalls talentierte Zeichner und Gigezunft. Die Doppleschwander wählen jedes Jahr den
Autoren am Werk waren. Das «Narrebüechli» gewann «rüüdigen Doppleschwander» oder die «rüüdige Dopple-
sogar einen von den «Luzerner Neusten Nachrichten» schwanderin» und rufen auf ihrer Website zum Einreichen
ausgeschriebenen Wettbewerb als beste Fasnachtszei- von Textbeiträgen auf. Abgedruckt werden die Geschich-
tung. Ab Ende der 70er-Jahre wurde das «Narrebüechli» ten dann in der «Romooser Fasnachtszytig». War dies
nicht mehr herausgegeben. Nach einer Pause kam es früher noch brieflich per Postfach, so können heutzutage
1984 zurück auf den Markt, doch inzwischen gibt es das lustige Geschichten, die während des Jahres passiert
«Narrebüechli» seit 2017 nicht mehr. sind, entweder per SMS oder Whatsapp sowie Fotos
direkt an anonym bleibende Redaktoren gesendet
Entlebucher «Chräjezunft» bringt «Chräjegschrei» werden.
Interessanterweise ist das Thema E-Paper oder eine
Am 22. Februar 1968, am Schmutzigen Donnerstag, spie- elektro nische Fasnachtszeitung via Website bei keiner
len die Guuggenmusiken ihre Stücke und das närrische der Redaktionen ein Thema. Die Leserschaft scheint
Treiben hat den Kanton Luzern fest im Griff. Nur im Dorf vermutlich immer noch gerne in gedruckten oder foto-
Entlebuch hält sich das Fasnachtsfieber in Grenzen. Die kopierten Fasnachtszeitungen zu blättern.
beiden Entlebucher Josef Wigger alias Spowi und Max
Kaufmann haben die Idee zu einem Fasnachtsumzug. Christian Langhagen, *1965, Schüpfheim
Dieser soll noch im selben Jahr stattfinden. Und tatsäch- Polygrafischer Techniker HF im Entlebucher Medienhaus
lich: Nach fünf Tagen Organisation und Vorbereitungen
für den Umzugswagen wird am Güdisdienstag in Entle- Literatur/Quelle:
buch der erste Fasnachtsumzug durchgeführt. Nach «Füdlibürger», Februar 1967, Herausgeber: Fasnachtsgesellschaft
dem grossen Erfolg wurde schliesslich im Herbst 1968 Schüpfheim
die «Chräjezunft» gegründet, welche heute noch die Entlebucher Heimatarchiv, Windbühlmattenschulhaus beim Feuer-
Fasnachtszeitung «Chräjegschrei» herausgibt. Legendär wehrlokal, Escholzmatt
ist die Jubiläumsausgabe vom «Chräjegschrei» von 2020, Entlebucher Anzeiger, Luzerner Zeitung
Archiv der «Chräjezunft», Entlebuch
in der auf fünfzig Jahre närrisches Treiben der «Chräje- Archiv «Narrebüechli», Hasle (zur Verfügung gestellt)
zunft» und seiner Fasnachtszeitung zurückgeblickt wird. www.gigezunft.ch

