Page 72 - Entlebucher Brattig 2021
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Herzhaftes Lachen von Mutter und
Tochter muslimischen Glaubens.
[Bild: Ebrahim Amiri/Pixabay]
Nicht nur Strenge in Judentum und Islam Den lachenden Gott vor Augen
Wie schaut es in anderen grossen Religionen mit dem Schwieriger mag es für uns sein, einen Zugang zu den
Lachen aus? Im frühen Judentum hatten die Gläubigen östlichen Religionen zu finden. Im Hinduismus beispiels-
auf den ersten Blick keinen Grund dazu. Erst ein Leben weise findet sich gleich für jede Lebenssituation eine
im ägyptischen Exil, dann unterdrückt und vertrieben aus Gottheit. Zum Lachen passt sicher Ganesha, der Gott mit
dem gelobten Land von den Weltmächten Babylon und dem Elefantenkopf, am besten. Er wird als Glücksbringer
Rom. Und in jüngster Zeit muss immer wieder auf die der Hindus bezeichnet. Im Buddhismus, der im Westen
Gräuel des Holocaust hingewiesen werden, der das Dasein zurzeit sehr beliebt ist und viele Anhänger findet, sei
einer ganzen Religionsgemeinschaft infrage stellte. abschliessend auf Buddha selbst hingewiesen. Der einst
Aber ebenso kennt das Judentum das Vertrauen auf die wohlhabende Prinz, der das fürstliche Leben hinter sich
über Jahrtausende weitergegebene Lehre des guten gelassen hat, um einen Weg der Einkehr zu gehen, wird
Gottes, der mit seinem Volk einen ewigen Bund einge- «der Erleuchtete» genannt. Im Blickkontakt mit Buddha
gangen ist. Ihm durch die Einhaltung der Gebote zu dürften sich die Gläubigen bestimmt wohlfühlen.
dienen, ist für Juden eine Freude. Und der Talmud, die Erleuchtung, Entrückung, Verblendung. Zustände der
ursprünglich mündlich überlieferte Lehre im Judentum, allernächsten Gottesbegegnung stehen in ihrem Aus-
hält ganz einfach fest: «Gott lacht mit seinen druck der Freude nahe. Sie kommen vielleicht ohne lautes
Geschöpfen.» Lachen aus. Die so erlebbare Herzlichkeit muss hier aber
Mit dem Islam verbinden wir heute leider mehrheitlich nicht hintenanstehen.
Krieg, Terror oder Unterdrückung. Und tatsächlich lässt
sich das Wort Islam als «Unterwerfung» übersetzen. Martin Spilker, *1963, Cham
Aber eben auch als «Hingabe». Für Muslime ist Gott Redaktor Katholisches Medienzentrum Zürich
nicht allein strafend, sondern in allen Lebensbereichen
vertreten. Der Mensch soll selbst Verantwortung über-
nehmen. Dazu hat er sich an Leitlinien zu orientieren. Verwendete Literatur:
Doch auch diese sind – wie etwa das Gebot Almosen zu • Heinz Horat, Hasle im Entlebuch, Schweizerische Kunstführer,
geben – dazu da, Freude zu verbreiten und zu teilen. ohne Jahrgang, Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der
Eduard-Kloter-Stiftung, Hasle.
• Walter Nigg, Grosse Heilige, Artemis-Verlag Zürich, 1946.
• Philip Wilkinson, Religionen der Welt, München 2009, Dorling
Kindersley Verlag GmbH.

