Page 82 - Entlebucher Brattig 2021
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                   Amira kann es kaum erwarten, mit den Bewohnenden zu
                   spielen oder ihnen zu zeigen, was sie alles kann. Yvonne
                   gibt einige Erklärungen zur Hündin ab, vor allem für jene,
                   die erstmals bei einer Therapiestunde mit Amira dabei
                   sind. Dann darf Amira der Reihe nach alle begrüssen.
                   Das Tier ist einfühlsam und geduldig. Von den meisten
                   wird Amira kurz gestreichelt oder sie gibt auf Aufforde-
                   rung die Pfote. Betagte, die früher auch Hunde hatten,
                   finden rascher Zugang zu Amira als andere. Zusammen
                   mit ihrer Meisterin Yvonne demonstriert die Hündin, wie
                   sie sich selbstständig auf den Stuhl setzen kann. Erwar-
                   tungsvoll blickt sie in die begeisterte Runde – ihr Kunst-
                   stück wird natürlich mit einem «Guezli» belohnt. Nun
                   muss sich Amira zurückziehen, während Yvonne bei
                   jemandem von den Bewohnenden ein «Chlämmerli»
                   versteckt. Dann wird Amira gerufen, kommt ungestüm
                   angerannt und schnuppert überall. Meist findet sie das
                   versteckte Stück recht schnell. Auch da wird sie von
                   der jeweiligen Person mit einem «Guezli» belohnt. Die
                   Bewohnenden haben sichtlich Freude am Können der
                   Hündin und zeigen Beifall, wenn sie das «Chlämmerli»
                   findet. Zum Schluss demonstriert Amira, wie sie das
                   Männchen macht, das mit Ah und Oh oder Bravo quittiert
                   wird. Nach zirka einer halben Stunde lässt die Konzent-
                   ration von Amira zunehmend nach. Yvonne erklärt, dass
                   ihre Hündin nun wieder eine Ruhepause braucht. Amira
                   spielt noch eine Weile für sich mit einem Stofftier und
                   wird dabei von den Anwesenden mit einem Lächeln
                   beobachtet.



                   Die Hündin löst etwas aus


                   Eine Woche später besucht Yvonne Felder mit Hund
                   Amira die Bewohnenden in der Demenzabteilung der
                   Sunnematte. «Hier sind die Voraussetzungen für Amira
                   wieder anders», weiss Yvonne Felder. Sie begrüsst die
                   Anwesenden herzlich, die sie und Amira im Kreis sitzend
                   erwarten. Während sich die einen freuen, Amira mit
                   einem Streicheln zu begrüssen, reagieren andere kaum.
                   Sie leben in ihrer Welt; doch erstaunlich – im Laufe der
                   halben Stunde, in der Amira da ist, entlockt sie auch
                   ihnen eine Reaktion, zumindest ein Lächeln. Ja, sie holt
                   sie wieder ein Stück ins Leben zurück. Ein Bewohner
                   erinnert sich mit Amira an frühere Zeiten und erzählt
                   eine Anekdote vom Hund, den sie damals in seiner
                   Jugendzeit hatten. Es ist spürbar, dass Amira bei den
                   demenzkranken Menschen etwas auslöst.
                   Yvonne Felder hat heute für Amira ein Holzpuzzle zum
                   Spielen ausgewählt. Amira nimmt Teil für Teil und bringt
                   sie reihum einer Person, die dieses dann passend ins
                   Brett einsetzen soll, meist mit der Hilfe von Yvonne.
                   Natürlich erhält Amira auch immer die erwartete Beloh-
                   nung. Eine der Bewohnerinnen hat ein besonderes
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