Page 87 - Entlebucher Brattig 2021
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                 Illustration: Benno Baumeler




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           trächtigende Folgen des übermässigen Lachens
           aufgezählt:                                           Tod infolge Lachen ist ein Fakt. Lachen gefährdet die
           «Mit dem Lachen ist jedoch Mass und Zeit zu halten;   Volksgesundheit. Wer aber sagt, ich habe mich tot-
           denn die Redensarten: sich kranklachen, buckelig      gelacht, der lügt. Er ist noch einmal davongekommen.
           lachen, vor Lachen bersten wollen etc., sind nicht ganz   Ich verlange ein Berufsverbot für Komiker. Sie sind die
           aus der Luft gegriffen. Das Blut dringt nämlich beim   Rattenfänger unserer Zeit. Seminare, die Mitmenschen
           Lachen nach Hals, Kopf, den Lungen und dem Herzen,    zum Lachen auffordern, sind gesetzlich zu verbieten,
           und wenn dieses im Übermass und zu gewaltsam          die betreffenden Lokalitäten zu versiegeln, die falschen
           geschieht, so können allerdings sehr schlimme Folgen   Heilsbringer vor Gericht zu stellen. Und auf alle ein-
           daraus entstehen; es kann eine Brust- oder Kopfader   schlägigen Produkte, die zum Lachen verführen, gehört
           springen, man kann sich eine Zwerchfellentzündung,    zumindest eine Warnung: «Lachen kann Ihre Gesundheit
           einen Bruch oder Kropf lachen oder die Kinnbacken     gefährden.»
           aussetzen.»                                           Ich werde mich fortan mit aller Kraft bemühen, ernst
                                                                 zu bleiben und Lachen zu vermeiden, indem ich auf-
           Na bitte. Schon in den sogenannten guten alten Zeiten   gedrehter Gesellschaft fernbleibe, mir keine lustigen
           hat man Bescheid gewusst und diese Kenntnisse auch    Filme anschaue, keine Witze und schon gar nicht diese
           als Form der Folter eingesetzt. Im Dreissigjährigen Krieg   Brattig lese.
           strich man Gefangenen angeblich Salz auf die Fuss-
           sohlen und liess diese dann von einer Ziege lecken. Die   Roger Strub, *1957, Langnau, Schriftsteller
           Opfer schrien vor Lachen. Und wenn die raue Zunge     Auftragsschreiber und Kommunikationsberater
           der Ziege die Fusssohle schliesslich blutig geleckt hatte
           und das Salz in die Wunden gelangt war, erlitten sie
           grausame Schmerzen.
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