Page 61 - Entlebucher Brattig 2021
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           de isch de nüme z wöue,                               treit s’dunkelroti Falteröckli –
           de chasch de mache, was d’wotsch!                     und da rütscht es chlises Fältli,
           Ha gmeint, mer chönnte iz scho,wemmer wette.          wieder glich is Füdlispältli!
           Was?
           Mache, was mer wei.                                   De gueti Fritz, dä gseht das haut,
           Wemmer iz hei?                                        zieht s‘Fäutli us dem Füdlispaut.
                                                                 De Maxli weiss, d‘ Frou, liebt das nit,
           Heidi Ambauen
                                                                 wenn öpper ihr am Röckli zieht.
                                                                 Zrugg schtopft är ihr de Falterock –
           Blaues Auge                                           da zuckt die Frou – ä Rieseschock –
           De Franz, de het de Max atroffe,                      statt es Gebät zum Jesus-Chind
           däm sis Oug bluetunderloffe.                          hout si im Max grad eis a Grind.
           Was hesch ou gmacht, du guete Ma?                     Scho z’zwöite mau hets grusig tätscht –
           De Max seit ihm «vom z‘Chile ga.»                     em Max, dem Cheib eis abeglätscht.
                                                                 Das sig im grosse Chileschiff
           Am Sonntig i de Morgämäss,                            dä erscht sexuelli Übergriff.
           nur mier passiere söttig Gspäss.                      José Zemp
           Das erschti Lied isch scho verklunge,
           die Gläubige hei chräftig g‘sunge.                    Mit diesem QR-Code
           Vor mier e Frau im Chilebank –                        sehen Sie ein Video
           gross und hübsch und gerteschlank.                    der Live-Aufführung
           Mit Falterock und Stöcklischueh,                        dieses Gedichtes.
           es sidigst Blüsli passt dezue.

           De Max vo hinde sie betrachtet,                       Anders und allein
           het är ganz Bsundrigs beachtet.                       Mir vis-à-vis im Zug sitzt eine,
           Da isch vom Röckli so es Fäutli                       die döst ein wenig, streckt die Beine.
           ganz genau im Füdlispäutli.                           Dann schaut sie auf und schielt diskret,
           So zupft dä Max mit gröschter Sorgfaut                als ob sie etwas suchen tät.
           das Röckli us em Baggespaut.                          Ganz unauffällig schweift ihr Blick
           Wie de Blitz, passiert das gschwind,                  im Zug herum und bald zurück.
           hout sie ihm ä Cheib a Grind.                         Es scheint, als möchte sie was sagen,
           Und mit däm länge Oberarm,                            den Nachbarn nach den Kindern fragen.
           breicht sie s’Oug, dass Gott erbarm.                  Dann dreht sie sich zum Fenster hin
           Ja, das isch do halt passiert,                        und stützt die Hände unters Kinn.
           ha mi rüüddig fescht scheniert.                       Es huscht sogleich auf ihr Gesicht
                                                                 ein Lächeln, warum weiss ich nicht.
           Die beide Manne triebe Sport,                         Ein Staunen auch. Die tut mir leid!
           träffe sich am gliche Ort.                            Ein Fall von grosser Einsamkeit!!
           Nume öpe zäh Tag später,                              Da plötzlich schiesst’s mir durch den Kopf:
           de Franz isch brueflech Sanitäter.                    Ach ja, dä armi, armi Tropf,
           Em Chrankepfleger platzt der Chrage:                  die gueti Frou, die hett am Ändi,
           Wär het diers zwöiti Oug verschlage?                  so wie das usgseht, gar keis Handy!
           Was hesch du gmacht, chum nümme na –                  Ruedi Emmenegger
           de Max de seit «vom z‘Chile ga!»

           Am Sunntig bin i z’Chile gsi,
           Fritz, mi Kolleg isch ou derby.
            Am gliche Ort, wie s‘letschte mau
            und plötzlich chunt die glychlig Frau
           im Blusli mit de wisse Flöckli,
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