Page 50 - Entlebucher Brattig 2021

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Charaktere, Methoden
lange von ihren Eindrücken erzählten. Beliebt war,
Schlauheit, Stolz, Hochmut, Habgier, Verwegenheit und Örtlich keiten, Namen von Gehöften, Funktionen oder
Missgunst sind Charaktereigenschaften von Figuren in Charaktereigenschaften von Personen, Dialekte sowie
Schwänken, Ein- und Zweiaktern. Ränkespiele, Hinterlist, Redensarten im Originaltext eines gewählten Stückes
Irrwege, Charmieren und Hofieren dienen als Methoden, durch solche im heimischen Umfeld zu ersetzen.
Wirkungen zu entfalten und Ziele zu erreichen. Materiell, Eine spezielle Wirkung des Stückes sei beim Publikum
intellektuell oder aufgrund ihrer Herkunft auffällige erzielt worden, wenn es gelang, Träger vermeintlich
Menschen in der Dorfgemeinschaft eignen sich als Opfer unbedeutender, «dümmlicher» Nebenrollen im Verlaufe
fragwürdiger, hinterlistiger Machenschaften. Erwünschte des Geschehens zu Protagonisten wachsen zu lassen.
Kompetenzen der Schauspieler zur Aufführung eines Sich in einem Stück über andere lustig zu machen,
Schwanks oder Einakters sind Sprachgewandtheit, werde, so sagt Ruedi, vom Publikum akzeptiert, wenn
Schlagfertigkeit und das Flair, passend, prägnant und der Akteur eigene Unzulänglichkeiten und Eigenheiten
auf humorvolle Art den Kern der Thematik des Lust- ins Lächerliche zieht. Ruedi erinnert sich, dass Zuschauer,
spiels auf den Punkt zu bringen und niemanden zu die von Lachanfällen übermannt wurden und sich davon
verletzen. kaum erholten, die Schauspieler mitunter aus dem
Konzept zu bringen vermochten.
Ruedi Bieris Erfahrungen als Regisseur
Amüsante Episoden auf der Laienbühne
Ruedi Bieri, Gfellen Finsterwald, bekannt als Jodler,
Komponist und Texter, führte zuweilen bei Aufführungen Ruedi Bieri erinnert sich an einige erheiternde Episoden
von Schwänken und Einaktern, die anlässlich von Jodel- bei seiner Tätigkeit als Regisseur.
konzerten in den Programmverlauf eingebettet wurden, Die Rollenträger wendeten für das Erlernen der Texte
die Regie. Er erinnert sich an die früher gängige Aus- meist wenig Zeit auf. Das aufmerksame Soufflieren
sage in der Bevölkerung «Nach der Aufführung hat erhielt dadurch grosse Bedeutung. So habe einmal ein
es noch ein Komisches gehabt», wenn anschliessend Schauspieler den Faden verloren, verstand aber den
an das Konzert ein Lustspiel aufgeführt wurde. Souffleur nicht. Der Schauspieler trat näher zum Souff-
Musik und Gesang allein, so stellt Ruedi Bieri fest, genüge leur, der sprach lauter, so laut, dass sogar das Publikum
den Ansprüchen des Publikums nicht mehr. Es brauche ihn hören konnte. Noch immer verstand der Schauspie-
Abwechslung und Spannung, beispielsweise mit einem ler nichts und rief genervt «hä?». Das Gelächter im Pub-
Sketch, Schwank oder Einakter. Er liess sich von der likum war ihm sicher.
Grundhaltung leiten, das Publikum mit Musik, Gesang Ein anderes Mal «kämpfte» Ruedi bei den Proben um die
und Theater in seinem Umfeld abzuholen. Aus seiner Betonung des richtigen Wortes im Satz «Das geht doch
Sicht war das Ziel erreicht, wenn die Besucher noch dich nichts an». Der Schauspieler begriff nach wieder-