Page 131 - Entlebucher Brattig 2021
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           Das Lachen gibt es selten gratis



           Ein Plädoyer für die Ernsthaftigkeit





           Peter Lohri










           Wer sich heute in den Medien über das vielfältige Gesche-  Trotzdem wird natürlich noch viel gelacht; wir Menschen
           hen in der Welt ein Bild machen will, findet meist nicht   brauchen ja das Lachen fast wie das Atmen und das
           viel Lustiges. Über diese unsägliche Pandemie und deren   Essen und Trinken. Und Lebendigkeit und Vielfalt der
           Folgen hinaus gibt es einige Themen, die wir keines-  schweizerischen Comedy-Szene zeigen, dass das Lachen
           wegs zum Lachen finden: So sind auch bei uns die Folgen   auch hierzulande noch keineswegs aus der Mode gekom-
           des Klimawandels immer deutlicher spürbar, zum Bei-   men ist; erfreulicherweise ist mit «Veri» auch im Entlebuch
           spiel wenn ein eigentlicher Winter schlicht ausbleibt.   ein prominenter Vertreter dieser Gilde erfolgreich tätig.
           Aber auch die Umwälzungen als Folge von Digitalisierung
           und Automatisierung erzeugen – in fast allen wirtschaft-  Manchmal hat man aber den Eindruck, bezüglich des
           lichen Bereichen – viel Unsicherheit und entsprechende   Lachens habe sich in der letzten Zeit doch einiges ver-
           Sorgen, unter anderem hinsichtlich der Arbeitsplätze.   ändert. Zum Beispiel sieht man auch an den hiesigen
           Und die Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist    Bahnhöfen und im öffentlichen Verkehr kaum mehr
           auch nicht unbedingt leichter geworden …              lachende Gesichter, sondern viele unbewegte, aus-
                                                                 druckslos wirkende; das Handy scheint sich in diesen
                                                                 Situationen als wahrer Lach-Killer zu erweisen. Aber
                                                                 natürlich ist das nicht nur bei uns der Fall. So hat sich
                                                                 zum Beispiel auch die Atmosphäre in internationalen
                                                                 Zügen sehr stark verändert: Wo früher eifrig diskutiert
                                                                 und gelacht wurde und nicht selten auch neue Kontakte
                                                                 entstanden, herrscht jetzt oft Grabesruhe – weil alle
                                                                   Blicke gebannt an einem Bildschirm hängen.

                                                                 Andererseits ist das Handy zu einer Art «Humor-Fabrik»
                                                                 geworden; vor allem Jugendliche suchen häufig im
                                                                 Internet irgendwelche Filmchen, die ein Lachen auslösen
                                                                 sollen und die, wenn sie effektvoll gemacht sind, dank
                                                                 des Weitersendens eine schnelle Verbreitung finden. Es
                                                                 gibt aber auch Erwachsene, die ihre Bekannten gerne
                                                                 mit solchen Produktionen «beglücken»; auch das ein
                                                                 Phänomen, das es natürlich erst gibt, seit das Handy
                                                                 zum Allgemeingut geworden ist.







                                                    Nicht nur «Humor-Fabriken» liefern
                                                    Anlass zum Lachen, auch im Alltag
                                                    findet sich oft etwas ...
                                                    [Bild: Peter Lohri]
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