Page 164 - Entlebucher Brattig 2021
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Corona Lebensraum
Gottesdienste im Unteren Entlebuch in viralen Zeiten
Von ersten Vorsichtsmassnahmen Die Zeit des privaten Feierns wenig reduziert. Mit festlicher Orgel-
zum Total-Stopp Sogenannte private Messfeiern waren musik konnten wir so frohe Pfingsten
uns Priestern immer erlaubt. Nur, ich f eiern. Das Ziel, niemanden abweisen
Ende Februar 2020 wurden kirchlicher- habe noch nie alleine Messe gefeiert, zu müssen, wurde überall erreicht.
seits erste konkrete Massnahmen gegen weil nach meiner Überzeugung wenigs-
die Verbreitung des Coronavirus ergrif- tens «zwei oder drei in Seinem Namen» Die unsichere, neue Normalität
fen: Kein Weihwasser mehr in den Gefäs- dazugehören. So habe ich von Palmsonn- Die Abstands-Reduzierung auf 1,5 Meter
sen beim Kircheneingang, kein Hand- tag bis vor Pfingsten zunächst mit einzel- und neue Massnahmen-Gewichtungen
schlag beim Friedensgruss, keine nen Familien, später mit jeweils vier ermöglichten wieder mehr Sitzplätze, den
Mundkommunion. anderen Pfarreiangehörigen Gottes- Einsatz von Ministranten und die ordent-
Am Freitag, 13. März, wurden vom Bun- dienste gefeiert. liche Planung von Gedächtnissen und
desrat öffentliche Veranstaltungen auf Jahrzeiten. Steigende Fallzahlen im Som-
eine maximale Teilnehmerzahl von 100 Der öffentliche Neubeginn mer, die erschwerte Probesituation bei
beschränkt. Am Samstag und Sonntag Ein Rahmen-Schutzkonzept der Bischöfe Chören und Ähnlichem machen die Aus-
waren in Hasle und Entlebuch Firmungen machte rasch klar, dass die Platzzahl in sichten etwa für Allerheiligen und Weih-
angesagt. An Krisensitzungen im Pfarr- unseren Kirchen deutlich eingeschränkt nachten dennoch sehr unsicher. Die Her-
säli Hasle und im Pfarrhaus Entlebuch sein würde. Soll man sich also anmelden ausforderung besteht in der Balance
wurde nach Rücksprache mit dem Firm- können, um sicher einen Platz zu haben? zwischen sinnvollen Schutzmassnahmen
spender entschieden, die Firmungen Das Ziel war jedenfalls, möglichst nie- und möglichst normalen Feiern.
doch durchzuführen. In Hasle konnten manden vor dem Gottesdienst an der
nur Firmanden und Paten in der Kirche Kirchentüre abweisen zu müssen. Die Pius Troxler
mitfeiern, in Entlebuch wenigstens die Umsetzung eines lokalen Schutzkonzep- Pastoralraumpfarrer in Entlebuch
Firmanden von Ebnet, Paten und noch tes führte durchaus zu Meinungsver-
fünf Angehörige. schiedenheiten, war aber auch Anlass,
Schon am folgenden Montag wurden das Pastoralraum-Sekretariat digital
öffentliche Veranstaltungen ganz verbo- weiterzuentwickeln und ein effizientes
ten. In meiner papierenen Agenda sind Reservationssystem vorzubereiten.
ab da (fast) alle Termine gestrichen – An Pfingsten feierten wir erstmals wieder
namentlich alle Gottesdienste und (Kir- öffentlich Gottesdienst, allerdings mit
chenrats-)Sitzungen. Ich habe mich ent- deutlichen Einschränkungen: Noch keine
schlossen, im Büro einiges aufzuräumen Ministranten, keine Mitwirkung von
und Liegengebliebenes endlich zu Chören und etliche Änderungen im Feiern
bearbeiten. selbst. Weil wir auf den Abstand Wert
legten, haben wir dafür das Singen nur
Hände waschen
Corona-Zeit auch im Altersheim. Noch freuen, tönt es aus der Runde. So Astrid Schwarzentruber-Unternährer
nie habe es so etwas gegeben – da ist kommt es, dass die Bewohner mit unse- Aktivierungsfachfrau im
man sich einig – und kann sich doch an rer Unterstützung die Seifen hübsch ein- WPZ Berghof Wolhusen
stolze 80 oder gar 90 Jahre zurückerin- packen, Karten gestalten und schreiben.
nern. Corona-Zeit – oft und richtig Hände «Jetzt kann ich auch einmal ‹es Zeieli›
waschen, heisst es. Das bringt uns Akti- tue», «Die werden sicher staunen….»,
vierungsfrauen auf die Idee, in der oder «Mein Grosskind wird sich freuen,
Werkstube Seifen zu kneten. Es ist eine es hat mir auch schon viele Geschenkli
SINN-volle Tätigkeit. Die Bewohnerinnen gemacht.» So tönt es reihum – und so
und Bewohner machen mit Begeisterung kam es auch: Das ganze Aktivierungs-
mit. Wie das duftet, wahlweise nach team freut sich zusammen mit den
Rosen oder Lavendel, und wie weich die Bewohnerinnen und Bewohnern an den
Hände werden! Weil es so Spass macht, vielen schönen Reaktionen der
entstehen ganz viele Seifen, genug zum beschenkten Angehörigen und an der
Weiterverschenken. Ihre Töchter und Wertschätzung – und das in der
Grosskinder, die in dieser Zeit fern blei- Corona-Zeit!
ben müssen, würden sich sicher darüber

